Viele Eltern stellen spätestens mit Eintritt ihres Sprösslings in die Schule fest, dass sich ihr Kind schwer konzentrieren kann, den Drang zu ständiger Bewegung hat oder schnell aus der Fassung gerät. Nicht selten kommt dabei der Gedanke „ADHS“.
In der Praxis eines Reflexintegrationstrainers zeigt sich immer wieder, dass sich bei Kindern, bei denen die Symptome Aufmerksamkeitsstörung, Bewegungsdrang und fehlende Impulskontrolle im Vordergrund steht, ein überaktives Nervensystem zu finden ist, das durch nicht integrierte frühkindliche Reflexe dauerhaft in Alarmbereitschaft ist.
Hier erkläre ich, wie das zusammenhängt und warum sich der Blick auf die körperliche Entwicklung lohnen kann.
Was sind frühkindliche Reflexe?
Frühkindliche Reflexe sind automatische Bewegungsmuster, mit denen jedes Baby auf die Welt kommt. Sie unterstützen überlebenswichtige Funktionen – wie Saugen, Greifen oder das Aufrichten gegen die Schwerkraft – und sollten sich im Laufe des ersten Lebensjahres integrieren, also durch die bewusste Bewegungssteuerung des Gehirns ersetzt werden.
Bleiben sie jedoch teilweise aktiv, reagieren Kinder häufig nicht angemessen auf Reize, sondern aus unbewussten Mustern heraus. Das Nervensystem bleibt in einer Art „Dauer-Alarmzustand“.
Wie sich nicht integrierte Reflexe zeigen können
Je nachdem, welcher Reflex betroffen ist, zeigen sich ganz unterschiedliche Auffälligkeiten:
- Moro- und Furcht-Lähmungsreflex (Stressschutzreflexe) : Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht oder Berührung. Kinder wirken „aufgedreht“ oder ängstlich und reagieren schnell mit Stress. Diesen Kindern fällt es oft schwer, Reize zu filtern, sie sind leicht ablenkbar, zeigen ein Aufmerksamkeitsdefizit.
- ATNR (asymmetrisch-tonischer Nackenreflex): Das Schreiben oder Lesen fällt schwer, weil Kopfbewegungen unbewusst Muskelspannung in Armen und Beinen auslösen. Das Kind kann nicht ruhig sitzen oder konzentriert arbeiten.
- STNR (symmetrisch-tonischer Nackenreflex): Schwierigkeit, längere Zeit ruhig zu sitzen; häufiges „Herumrutschen“ auf dem Stuhl.
- Spinaler Galantreflex: Innere Unruhe, Bewegungsdrang, Probleme beim Einschlafen – das Kind wirkt „hibbelig“ oder kann sich schlecht entspannen. Es kann als hyperaktiv bezeichnet werden.
ADHS oder restaktive Reflexe?
neueren Erkenntnissen aus der Neuroplastizitätsforschung:
- Sensorische und motorische Stimulation (wie sie bei Reflexintegrationsübungen eingesetzt wird) fördert nachweislich die Bildung neuer Synapsen,
- regt die Myelinisierung an,
- und verbessert die Kommunikation zwischen Hirnarealen.
Die Aussage „ADHS ist eine neurochemische Veränderung“ ist keine unumstößliche Tatsache, sondern eine Erklärungsmodell-These. Die klassische Schulmedizin betrachtet ADHS meist als neurobiologische Funktionsstörung, bei der bestimmte Botenstoffe – vor allem Dopamin und Noradrenalin – im Gehirn anders reguliert sind.
Aber warum diese Regulation verändert ist, bleibt offen.
Wenn wir annehmen, dass das kindliche Nervensystem durch nicht vollständig integrierte Reflexe ständig auf Reizschutz, Alarm und kompensatorische Bewegungssteuerung eingestellt ist, dann arbeitet das Gehirn permanent in einem Zustand von Übererregung und Energiemangel.
Das könnte bedeuten:
- Das System verwendet Ressourcen für Regulation und Kompensation, statt für Lernen und Vernetzung.
- Bestimmte neuronale Netzwerke (z. B. im präfrontalen Cortex, der für Aufmerksamkeit und Impulskontrolle zuständig ist) reifen nicht optimal aus, weil die Basisregulation nicht stabil genug ist.
- Dadurch kommt es sekundär zu einer Dopaminunterversorgung, nicht als Ursache, sondern als Folge.
Der Mangel an Dopamin wäre dann kein Defekt, sondern ein Ausdruck unvollständiger Reifung und Vernetzung, die durch gezielte Bewegungs- und Reflexarbeit nachreifen kann.
Das passt übrigens auch gut zu neueren Erkenntnissen aus der Neuroplastizitätsforschung:
- Sensorische und motorische Stimulation (wie sie bei Reflexintegrationsübungen eingesetzt wird) fördert nachweislich die Bildung neuer Synapsen
- regt die Myelinisierung an
- verbessert die Kommunikation zwischen Hirnarealen
Fazit: Nachreifung ist möglich
Das Nervensystem kann lernen. Mit gezielten Übungen kann das Gehirn nachreifen und die Reflxe aus dem Stammhirn abschalten.
Kinder (und auch Erwachsene) berichten nach einiger Zeit häufig, dass sie:
- ruhiger und ausgeglichener sind,
- sich besser konzentrieren können,
- Bewegungen leichter und koordinierter ausführen,
- und insgesamt entspannter auf Reize reagieren
Statt Pille: Eine gezielte Reflexintegration kann also helfen, das Nervensystem zu beruhigen und dem Kind mehr innere Ruhe, Aufmerksamkeit und Selbstvertrauen zu ermöglichen.
Möchten Sie mehr erfahren?
Gerne bespreche ich in einem persönlichen Gespräch, ob die Reflexintegration für Ihr Kind sinnvoll ist. Nehmen Sie auch gerne Kontakt mit mir auf, wenn Sie an einem Vortrag zu diesem Thema in Schule, Kindergarten oder einer anderweitigen Einrichtung interessiert sind.
📍 Praxis: Rüsselsheimer Allee 8, 55130 Mainz
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